Nepal 1997

Um den Monsun in Indien zu entgehen habe ich mich entschlossen nach Nepal zu reisen. Da es weiter im Norden und in den Bergen (Himalaya) liegt, so dachte ich würde es weniger regnen. Aber das war ein Irrtum. Trotzdem hatte ich spannende und erholsame drei Monate. Im Prinzip ist Nepal der reinste Urlaub, nachdem man in Indien war. Die Nepalis sind so viel entspannter. Den ersten Monat verbrachte ich in Pokara und die anderen zwei Monate hauptsächlich in Kathmandu.

 

Ich fuhr von New Delhi mit Bussen über die westliche Grenze nach Nepal. Diese Strassen um das Grenzgebiet führen durch tschungelartige Gebiete und sind unbefestigt (waren es zumindest damals). Es war eine Art off-road mit billigen Überlandbussen. Wir mussten dabei auch durch relativ tiefe und strömungsreiche Flüsse fahren.

Am Morgen des 21.Juni 1997 erreichte ich Pokara und der Monsun begann (pünktlich!). Das touristische Stadtviertel am See mit den Hotels und Hostels war wie ausgestorben, weil während des Monsuns eigentlich (fast) niemand nach Nepal reist. Nur etwa zwei Hände voll verrückte Touristen waren dort und die (wir) fanden uns recht schnell zusammen.

Ich hatte ein Zimmer in einem privaten Wohnhaus ganz am Ende von Pokara und vorbei an all den Hotels. Es war natürlich sehr billig. Die Männer, welche über die Reisfelder in Richtung Stadt an dem Haus vorbeikamen, hatten oft Magik Mushrooms dabei und gaben mir viele davon ab. Die heißen dort "Golden Tops", es bezeichnet auch die genaue Art der Psilos.

Leider konnte oder wollte ich keine Gebirgswanderungen im Himalaya machen. Das Problem war der Monsun. Während des Monsuns gibt es so unglaublich viele Blutegel, dass man auf dem Weg ins Gebirge so schnell von ihnen übersät ist, so dass es keinen Spaß macht. Meinen ersten Blutegel hatte ich auf einer Bootsfahrt auf dem Pokara-See. Mit anderen Touristen mieteten wir uns ein Ruderboot, fuhren damit auf den See und sprangen ins Wasser. ich hatte meinen Spaß besonders damit, dass ich immer wieder unter unsren Boot durchtauchte. Offensichtlich hängen die Egel auch unter den Booten (es gibt Wasser- und Luft-Blutegel) und als wir dann wieder im Boot waren entdeckte ich einen Egel zwischen meinen Beinen neben dem Hodensack, der war etwa 10cm lang. Eine nette (und hübsche Engländerin entfernte ihn mir sehr vorsichtig.

Irgendwie reizte mich der Gedanke nach Kathmandu zu gehen sehr und das machte ich dann auch nach vier Wochen Pokara. In Kathmandu lebte ich in der Gegend der Freak Street. Das finde ich eine gute Wohngegend für Touristen. Zwar ist sie nicht so schick und auch nicht so sauber wie das eigentliche Touristenzentrum Thamel, aber die Häuser sind schöner, die Tempelpagoden sind nah und es ist viel ursprünglicher.

Ich lief viel durch die Stadt und sah Ecken, wohin sich wahrscheinlich nie ein Ausländer hin verirrt. Da ich zu der Zeit Indische Kunstgeschichte studierte (in Berlin) hatte ich Ziele, die einem sonst ziemlich uninteressant wären. Ich besuchte Museen, die zum Teil nicht mal in Reiseführern stehen, besuchte Tempel und Statuen bestimmter Gottheiten. Dadurch kam ich natürlich auch in Ecken und Strassen der Stadt, die sonst für Touris uninteressant sind. Ich entdeckte lokale Märkte auf denen Füße verschiedenster Vögel, Flügel, Warzen, Augen, Geschleim und sonstige entrückte Ritual- und Heilmittel verkauft wurden. Ich sah Leichenverbrennungen und Geier, die sich von altem Fleisch ernährten.

Zwei, bzw. drei besondere Tempelanlagen besuchte ich öfters. Es handelt sich um den Durbar Square vom Kathmandu (direkt bei der Freak Street), den Patan Durbar Square und den Bhaktapur Durban Square.

Von dort aus machte ich mit einer netten Australierin Donna, einen Ausflug in die Berge und verbrachten dort eine entspannte Woche. Wir fuhren mit Bussen in Richtung Nord-Osten in ein Dorf. Von dort liefen wir bergaufwärts und fanden ein Zimmer oben in den Wolken. Es gab kurze Momente, meist nach dem Sonnenaufgang, an denen wir das Himalaya-Panorame sehen konnten, einschließlich des Mount Everest.

Eine andere Aktion, die ich (alleine) machte war ein Besuch im Vipassana - Zentrum bei Kathmandu. Zehn Tage meditierte ich dort ohne zu sprechen oder sonst irgendwie mit anderen zu kommunizieren.